Kinderquatsch reloaded

Als ich vor einem Dreivierteljahr eine Rolle Smarties® zählte, war das ganze recht unprofessionell, denn: Es fehlte eine Tabelle mit Zahlen. Und ohne Tabelle mit Zahlen, das ist klar, ist das ganze nicht wissenschaftlich.

Da auch die Reproduzierbarkeit bei wissenschaftlichen Untersuchungen sehr wichtig ist, erwarb ich im lokalen Einzelhandel eine weitere Rolle Smarties® und zählte wieder nach.

Ergebnisse

Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung berechnet sich, indem die Zahl der an der Wahl teilnehmenden Wahlberechtigten durch die Gesamtzahl der Wahlberechtigten geteilt wird. Ziemlich unspektakulär.

Schwarzes Prozentzeichen auf selfgelbem Hintergrund. Wenn man den Kopf übrigens um etwa 20° nach rechts neigt, sieht es aus wie ein lustiges Gesicht.

Schwarzes Prozentzeichen auf selfgelbem Hintergrund. Wenn man den Kopf übrigens um etwa 20° nach rechts neigt, sieht es aus wie ein lustiges Gesicht.

Genauso unspektakulär ist auch das Lamentieren, das hernach jährlich anhebt, weil das Ergebnis dieser kleinen Rechenaufgabe wieder einmal für den eigenen Geschmack zu klein geraten ist.

Praktische Relevanz hat die Wahlbeteiligung jedoch keine, da unterscheidet sich unsere Studierendenparlamentswahl nicht groß von anderen, „großen“ Wahlen.

Es gibt immer mal wieder Überlegungen, die Höhe der Aufwandsentschädigung für die Wahlhelfenden an die Wahlbeteiligung zu koppeln und solche Späße, aber so etwas würde ja zur Wahlfälschung durch finanziellen Anreiz motivieren, und das möchte man dann doch irgendwie nicht.

Zwischenstände zur Wahlbeteiligung kann der Wahlausschuss am Abend eines jeden Wahltags ermitteln, indem er die Urnenbücher durchgeht und die laufenden Nummern addiert.

Wegen der praktischen Irrelevanz der Wahlbeteiligung war es in den vergangenen Jahren egal, ob der Wahlausschuss seine Zwischenstände kundgetan hat, um auf die Mitleidstour noch ein paar Personen mehr zur Stimmabgabe zu bewegen, oder ob er sie für sich behalten hat.

Doch in diesem Jahr, in dem alles anders ist, ist das ein bisschen anders. Die beiden gemeinsam mit den Wahlen durchgeführten Urabstimmungen haben eine Nebenbedingung1:

Beschlüsse, die auf Urabstimmungen mit Mehrheit gefasst werden, binden die Organe der Studierendenschaft, wenn mindestens 20 Prozent der Mitglieder der Studierendenschaft zugestimmt haben.

„Was hat das nun mit der Wahlbeteiligung zu tun?“, könnte man fragen. Die Anzahl der Ja- und Nein-Stimmen kann man ihr schließlich nicht entnehmen. Klar ist jedoch: Wenn die Wahlbeteiligung bereits unter 20 % liegt, kann das Ergebnis der Urabstimmung nicht mehr verbindlich sein. Betrachtet man die Zahlen der letzten Jahre, dann ist das gar nicht einmal so unwahrscheinlich.

Wenn der Wahlausschuss in dieser Situation Zwischenstände zur Wahlbeteiligung veröffentlicht, könnte das (je nach Zahl) motivierend oder demotivierend auf Wahlberechtigte wirken, und der Wahlausschuss würde dadurch mit der Veröffentlichung mittelbar Einfluss auf das Ergebnis der Abstimmungen nehmen.

Um das zu vermeiden, wird der Wahlausschuss in diesem Jahr möglicherweise explizit keine Zwischenstände veröffentlichen. Ein entsprechender Antrag liegt vor. Das mag den ein oder anderen Zahlenfetischisten traurig stimmen, aber mei.

  1. siehe § 5 Abs. 3 der Satzung der Studierendenschaft, oder auch § 53 Abs. 5 HG

Lücken im Lebenslauf

Ich bin ja ein großer Freund von Protokollen. Allerdings reicht es nicht, Protokolle lediglich zu schreiben, das essenzielle an so einem Protokoll ist seine Veröffentlichung.

Ich bin ebenfalls ein großer Freund von Zahlen. Was wäre also naheliegender, einfach mal nachzuzählen, wie die es bei diversen Gremien um die Protokollveröffentlichung steht?

Der Workflow

So ein Protokoll wird zunächst einmal während der Sitzung und/oder im Nachhinein auf Grundlage einer Tonaufzeichnung1 geschrieben.

Wenn es fertig ist, wird das vorläufige Protokoll an die Mitglieder des Gremiums versandt. Auf der nächsten Sitzung werden dann noch Korrekturen aufgenommen und das Protokoll schließlich genehmigt. Die Korrekturen müssen zuletzt eingearbeitet und das korrigierte Protokoll veröffentlicht werden.

Wie schlagen sich nun also unsere Lieblingsgremien?

Studierendenparlament

Die Protokolle unseres schönen Studierendenparlaments lassen sich auf seiner Webseite abrufen. Visualisiert man die Zahl der verfügbaren Protokolle für jede Sitzung in einem Säulendiagramm, sieht das in etwa folgendermaßen aus:

Zahl der Verfügbaren Protokolle nach Sitzung. Bis zum

Zahl der verfügbaren Protokolle nach Sitzung. Bis zum 34. SP gab es Wortprotokolle, die ebenfalls zusammengefasst als Ergebnisprotokolle veröffentlicht wurden. Beim Übergang zu reinen Ergebnisprotokollen gibt es deshalb 2 Protokolle zur selben Sitzung.

Es offenbaren sich große Lücken bei den Protokollen des 36. Studierendenparlaments. Zufällig weiß ich, dass das nicht etwa daran liegt, dass das IT-Referat diese Protokolle einfach nicht hochlädt.

Gesamt-AStA-Sitzung

Auf der Gesamt-AStA-Sitzung (GAS) kommen in der Regel wöchentlich die Referate des AStA zusammen, erzählen sich, was sie so machen, und stimmen über Finanzanträge ab. Die Protokolle gibt es dann auf der AStA-Webseite zum Download.

Da der Sitzungstermin sich ab und an mal verschiebt und die Sitzungen nicht wirklich durchgezählt werden, habe ich die Protokolle nach Jahr und Kalenderwoche sortiert. In der vorlesungsfreien Zeit findet nicht jede Woche eine GAS statt und in den Ferien ebenfalls nicht. Dort sind also auch keine Balken im Diagramm zu erwarten.

2013 war ein schlechtes Jahr für GAS-Protokolle.

2013 war ein schlechtes Jahr für GAS-Protokolle. Und die zweite Hälfte von 2012. Und das Wintersemester 2010/11…

In der Vergangenheit war man wohl eher schludrig, seit einem Jahr scheint sich die Situation jedoch zu verbessern.

Fachschaftenkonferenz (FK)

Auch von der in der Vorlesungszeit wöchentlich stattfindenden Fachschaftenkonferenz gibt es Protokolle, den sogenannten Fachschaften-Informations-Dienst (FID). Der heißt so, weil der schon immer so hieß. Er wird ebenfalls auf der AStA-Webseite veröffentlicht und einfach nur durchnummeriert. Für das Säulendiagramm habe ich also lediglich geprüft, welche Ausgaben online zu finden sind und welche nicht.

Da hat wohl jemand in letzter Zeit seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Da hat wohl jemand in letzter Zeit seine Hausaufgaben nicht gemacht.

Da die vorläufigen Protokolle immer an alle Fachschaften verschickt werden, ist die Situation nicht ganz so schlimm, wie sie sich hier darstellt. Wir bekommen schon alle relevanten Informationen, meist sogar relativ bald nach der Sitzung. Aber die korrigierten Fassungen werden offenbar seit 2014 nicht mehr hochgeladen. Whoops.

Fachschaft Informatik

Hier gibt es keine Grafik. Da die Protokolle direkt auf der Sitzung abschnittsweise getippt und verlesen und direkt danach versandt werden, gibt es soweit mir bekannt ist kein Protokoll, das nicht veröffentlicht wurde. Die Protokolle sind über das Archiv der entsprechenden Mailingliste abrufbar. Dieses Verfahren weicht vom oben beschriebenen Workflow ab, da die Protokolle sofort nach der Sitzung „veröffentlicht“ werden. Es ist jedoch sehr effektiv.

Da die Mailinglistensoftware 2014 ausgetauscht wurde, sind die älteren Protokolle nur noch in ausgedruckter Form in der Fachschaft oder für Fachschaftsmitglieder in digitaler Form im Protokolle-Git verfügbar. Dort reichen sie aber bis Juni 1997 zurück. Da waren mache unserer Erstis noch nicht mal geboren…

  1. Das macht aktuell nur das Studierendenparlament.