Mahlowat 3.0

Erfreulicherweise hatte ich vor kurzem Gelegenheit, dem in die Jahre gekommenen Mahlowat eine Auffrischungskur zu verpassen und die Oberfläche komplett neu zu schreiben. Ich darf präsentieren: Den Mahlowat 3.0!

Wow.

Im Vergleich zur Vorgängerversion ergeben sich die folgenden Änderungen:

  1. Kein PHP mehr, alles läuft komplett per HTML, JavaScript und JSON
  2. Keine Social Buttons mehr (benutzt sowieso niemand)
  3. Keine 17 mitgelieferten Styles mehr (die Funktion war sowieso undokumentiert)
  4. Keine Zählung der Aufrufe und keine Speicherung der Antworten mehr auf dem Server (siehe 1 und 2)
  5. Mehrsprachigkeit! (aktuell DE, EN, FR)
  6. Auf Mobilgeräten besser nutzbar! (Yay!)

Und das bleibt wie bisher:

  1. Komfortabler Konfigurator (leider derzeit nur mit Deutschen Anweisungen)
  2. Open Source unter MIT-Lizenz!
  3. Die lästige Arbeit mit den zur Wahl antretenden Gruppen wird euch immer noch nicht abgenommen

Screenshots

Desktop-Ansicht

Mobilansicht

Weiterführende Informationen

Projektseite auf GitHub

Testinstallationen auf Deutsch, Englisch und Französisch1

Viel Spaß!

Mehr

  1. Es mag sein, dass mein Französisch etwas eingerostet ist.

Die Wahlleiterin hat in geeigneter Form die Voraussetzungen für eine möglichst hohe Wahlbeteiligung zu schaffen

sagt die Wahlordnung.

Was die Listen denken was es heißt:

  • Die Wahlleiterin muss voll die Wahlwerbung für uns machen, yo!
  • Die Wahlbeteiligung muss möglichst hoch sein, yo!

Was es tatsächlich heißt:

  • Die Wahlleiterin muss dafür sorgen, dass die Wahlberechtigten rechtzeitig von der Wahl erfahren.
  • Die Wahlleiterin muss dafür sorgen, dass möglichst viele Wahlberechtigte abstimmen können.
  • Die Wahlleiterin muss nicht dafür sorgen, dass möglichst viele Wahlberechtigte abstimmen. Die sind alt genug, das selbst für sich zu entscheiden.1

Der erste Punkt lässt sich recht einfach umsetzen: Man schreibt vor der Wahlwoche eine E-Mail an alle Studierenden, in der steht, dass eine Wahl stattfindet und an welchen Orten man dafür abstimmen kann. Fertig! Alle wissen Bescheid. Ziel erfüllt.

Gut, falls Studierenden auffällt, dass sie gerade im Ausland sind und Briefwahl hätten beantragen wollen, ist das vielleicht zu spät. Aber dafür sind streng genommen auch andere verantwortlich:

(5) Die Organe der Studierendenschaft werden aufgefordert, über die Publikationsorgane die Wahlberechtigten, die sich im Urlaubssemester befindenden, über Ort und Zeit der Wahl sowie das zu wählende Organ zu benachrichtigen und auf die Berechtigung zur Briefwahl hinzuweisen.

Nun zum komplizierteren Teil dieser Aufgabe: Möglichst viele Wahlberechtigte sollen abstimmen können. Das heißt: Möglichst viele Wahllokale an möglichst vielen Orten, die möglichst lange geöffnet sind.

Problem: So ein Wahllokal kostet Geld. Da jedes Wahllokal mit mindestens drei Wahlhelfenden besetzt wird, die pro Stunde üblicherweise 8,30 € erhalten, kostet jede Stunde Wahllokal in etwa 25 €, plus nochmal 25-50 € für Urnentransport, Aufbau und Abbau. Geld wiederum möchte man sparen, als Behörde sowieso. Die Wahlen werden zudem gemeinsam mit der Universitätsverwaltung durchgeführt, und die Hochschule ist wie man hört chronisch klamm. Bei der Platzierung von Wahllokalen und der Festlegung der Öffnungszeiten muss daher das Kosten-Nutzen-Verhältnis akzeptabel sein, also das Verhältnis abgegebener Stimmen zum finanziellen Aufwand.

Man kann im Voraus nicht wissen, wie viele Stimmen in einem bestimmten Wahllokal abgegeben werden. Daher versucht man, Trends aus dem Vorjahr abzuleiten.

Eigentlich wollte ich mich an dieser Stelle darüber beschweren, dass die Öffnungszeiten der Wahllokale in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen sind2. Daher habe ich die noch auffindbaren Urnenpläne der letzten Wahlen in eine Tabellenkalkulation geworfen und analysiert. Der untersuchte Zeitraum erstreckt sich dabei von 2011 bis 2018.

Summiert man die Urnenöffnungszeiten jeder Wahl auf und erstellt daraus ein Säulendiagramm, sieht das Ganze ungefähr folgendermaßen aus:

*Die Zahl für 2011 stellt eine obere Grenze dar. Tendenziell sind es noch weniger.3

Es gibt zwei Sprünge nach oben: Von 2011 auf 2012 und von 2013 auf 2014.

2011 gab es noch eine seltsame a-b-c-Nummerierung sowie eine Wanderurne, die vier Standorte abgeklappert hat. Im Jahr 2012 wurde dann im Großen und Ganzen die Urnenplanstruktur eingeführt, wie wir sie heute kennen.

2014 kamen experimentell zwei weitere (Wander-)Urnen hinzu. Die Standorte „Poppelsdorfer Schloss“ und „ZEI“ wurden danach schnell wieder entfernt, aber die Standorte „Anatomie“ und „Physik“ tauchen auch heute noch im Plan auf.

Seit 2014 geht es dann tatsächlich langsam abwärts. Wir sind aktuell aber immer noch über dem Niveau von 2013. Das hätte ich nicht erwartet.

Es stellt sich die Anschlussfrage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Summe der Wahllokalöffnungszeiten und der Wahlbeteiligung? Tragen wir die Wahlbeteiligungen doch einmal auf einer zweiten dritten Achse in die Grafik ein.

Aha.

Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht – aber ich erkenne da keine offensichtliche Korrelation.

Bonusrunde

Was heißt das eigentlich, „Voraussetzungen für eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“? Die höchstmögliche Wahbeteiligung beträgt 100 % (im Rahmen der Messgenauigkeit). Ginge das überhaupt, also rein rechnerisch?

Nehmen wir an, alle 37.583 Wahlberechtigten 2018 wollten ihre Stimme abgeben. Dafür stehen ihnen 705 Stunden geöffnete Wahllokale zur Verfügung. Nehmen wir außerdem an, dass sich diese Wahlberechtigten gleichmäßig über alle Wahllokale und Öffnungszeiten verteilen (Höchst unwahrscheinlich! Das Wahlvolk kommt eher so schubweise nach Vorlesungsende zur Urne.).
Somit bleiben für jede wahlberechtigte Person rund eine Minute und zwölf Sekunden Zeit. Das klingt doch machbar!

Mal abgesehen davon, dass die üblicherweise gedruckten 8.000 Stimmzettel nicht einmal für den ersten Tag reichen würden…

Datensatz herunterladen

  1. Ja, auch mit 17 ist man da alt genug zu.
  2. „Aber Sven, hast du nicht an den Urnenplänen der vergangenen sechs Jahre mitgearbeitet?“ – „Oh, schau, ein dreiköpfiger Affe!“
  3. 2011 wurde im Urnenplan das Wahlbüro mit 11/11/11/9 Stunden pro Tag aufgeführt, in den übrigen Jahren wurde es jedoch mit 0 Stunden einberechnet, da es kein reguläres Wahllokal darstellt. Außerdem sind laut Anmerkungen Urne 9 und 11b identisch, was deren Öffnungszeiten aber irgendwie nicht hergeben. Sie wurden im Diagramm separat gezählt, Stunden wurden also ggf. doppelt berücksichtigt.

Wie man zur Wahl zugelassen wird

Hallo Kids! Heute stelle ich euch zwei Varianten vor, wie ihr zur Studierendenparlamentswahl zugelassen werdet.

Variante A

Bewerbt euch korrekt.

Fertig! Das war’s. Ist aber zugegebenermaßen sehr langweilig. Variante B verheißt da etwas mehr Aufregung, und bietet euch am Schluss noch einen großen Bonus.

Variante B

(Disclaimer: Macht das nicht.)

Schritt 0: Wählt ausschließlich unerfahrene Mitglieder in den Wahlausschuss. Mit Profis mach alles nur halb so viel Spaß!

Schritt 1: Scheitert an irgend einem unwichtigen1 Aspekt eurer Bewerbung, bei dem sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren nichts geändert hat. So werdet ihr von den Wahlberechtigten als innovativ wahrgenommen, da ihr offensichtlich willens seid, ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu gehen.

Nun habt ihr einen Grund, um eure Zulassung zu bangen. Somit seid ihr motiviert, die Wahlausschussmitglieder zu überzeugen, bei der Zulassung in eurem Sinne zu entscheiden. Dritte mögen euch dafür zwar „offensichtlich dumm wie Brot“ o. Ä. nennen, aber ihr wisst, dass das nicht stimmt. Ihr habt euch ja aktiv für Variante B entschieden – for fun and profit.

Schritt 2: Ruft Wahlausschussmitglieder an und teilt ihnen mit, dass sie verklagt würden, sollte eure Liste nicht zugelassen werden. Tut dies am besten spät abends, damit die angerufenen Wahlausschussmitglieder schlecht schlafen. Denn unausgeschlafene Wahlausschussmitglieder entscheiden tendenziell eher in eurem Sinne als ausgeschlafene!

Schritt 3: Besorgt euch von der Hochschulverwaltung deren Korrespondenz mit dem Wahlausschuss.

Schritt 4: Lasst auf einer Wahlausschusssitzung die Öffentlichkeit ausschließen. Darum könnt ihr den Wahlausschuss einfach bitten, zum Beispiel unter Verweis auf „neue Erkenntnisse“ die sich ergeben hätten oder irgend einen anderen Unsinn. Wahrscheinlich wird der Wahlausschuss euch den Gefallen tun. Durch dem Ausschluss der Öffentlichkeit ergeben sich für euch zwei Vorteile:

  1. Weniger Zeuginnen und Zeugen
  2. Die Anwesenden müssen über die Beratungen Stillschweigen bewahren

Bonuspunkte bekommt ihr, wenn auch keine Person mehr im Raum ist, die nicht an Regelungen irgendwelcher Ordnungen der Studierendenschaft gebunden ist.

Schritt 5: Fragt, ob Personen mit juristischen Kenntnissen anwesend sind. Die würden den Schwall an juristischen Behauptungen, den ihr im nächsten Schritt von euch geben werdet, womöglich noch mit Fachwissen abwürgen. Bonuspunkte gibt es hier, wenn kein Ältestenratsmitglied im Raum ist, das Rechtswissenschaft studiert und bereits Wahlausschussmitglied war.

Schritt 6: Erklärt dem Wahlausschuss wortreich, dass nicht ihr es seid, die ein Problem haben, sondern der Wahlausschuss, wenn er euch nicht zulässt. Euer Dachverband hat euch bereits erlaubt, zu klagen, und bei einer Klage würdet ihr in jedem Fall gewinnen. Das würde dann sehr teuer für die Wahlausschussmitglieder. Besteht darauf, dass allein Meinungen relevant sind, die für die Zulassung sprechen, und alle anderen ignoriert werden müssen.

Schritt 7: Macht Nebenkriegsschauplätze auf. Werft zum Beispiel der Wahlleitung vor, dem Wahlausschuss Informationen vorenthalten zu haben. Besteht darauf, dass die erste Einschätzung der Hochschulleitung zu euren Gunsten maßgeblich sei, auch wenn die längst relativiert wurde. Auf den Wahrheitsgehalt kommt es dabei nicht unbedingt an, wichtig ist eine aggressive Grundhaltung.

Schritt 8: Verhindert, dass die Wahlausschussmitglieder erfahren, dass es höchst unwahrscheinlich ist, dass ihnen aus eurer Nichtzulassung persönliche Nachteile entstehen (ToDo).

Schritt 9: Lasst den Wahlausschuss über eure Angelegenheit abstimmen.

Wider Erwarten findet sich keine Mehrheit für euer Anliegen! Dabei habt ihr doch alles getan. Wer konnte ahnen, dass unfreundlich behandelte Wahlausschussmitglieder tendenziell keine Lust haben, nett zu euch zu sein, wenn sie sich auch dagegen entscheiden können?

Schritt 10: Macht ein paar Social-Media-Posts, in denen ihr euch beschwert, dass alle gemein zu euch sind. Auf Kritik antwortet ihr mit Derailing. Beispiel:

Vorwurf: „Lol, ihr seid zu dumm euch richtig zu bewerben!“
Antwort: „Nicht wahr! Wir haben unsere Unterlagen vor Fristende eingereicht!!!“

Schritt 11: Die AStA-Vorsitzende beanstandet netterweise die Entscheidung des Wahlausschusses als mutmaßlich rechtswidrig, der Ältestenrat gibt ihr auch noch Recht und die Hochschulleitung als Rechtsaufsicht spricht ausnahmsweise ein Machtwort.

Glück gehabt! Ihr habt alles war ihr wolltet (Zulassung etc.) und könnt in den Wahlkampf starten, in dem ihr alle außer euch selbst als unfähig darstellt. Zuletzt kommt ihr in den Genuss eines Riesenvorteils, den euch Variante B gegenüber Variante A bietet:

Schlechtes Wahlergebnis? Schuld daran seid nicht ihr oder euer missglückter Wahlkampf, sondern dass alle anderen euch sabotiert haben!

By Jastrow (Own work (own picture)) [Public domain], via Wikimedia Commons

  1. Unwichtig im Sinne von: Durch die Wahlordnung vorgeschrieben, aber offensichtlich™ nicht allzu wichtig.