ESC 2017: Jury vs. Publikum

Wie schon 2013, 2014, 2015 und 2016 wollen wir auch dieses Jahr einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2017 werfen und uns zwei Fragen widmen: Wer wurde von den Jurys abgestraft und vom Publikum nach vorn gevotet? Und bei wem ist es umgekehrt?

Die willkürlich gewählte Grenze für „signifikante“ Verschiebungen liegt auch in diesem Jahr bei 5 Punkten, denn das haben wir schon immer so gemacht. Zusätzlich werden die Beiträge betrachtet, bei denen auch geringere Verschiebungen Auswirkungen auf ihr Fortkommen im Bewerb hatten.

Zur Erläuterung: Im Abschnitt „Die Jurys“ betrachten wir, wie das Juryvoting sich auf die Endplatzierung eines Beitrags im Vergleich zum reinen Publikumsvoting ausgewirkt hat. Im Abschnitt „Das Publikum“ hingegen betrachten wir, wie sich die Endplatzierung eines Beitrags durch das Publikumsvoting verbessert/verschlechtert hat im Vergleich zur Platzierung im Juryvoting.

Los geht es mit dem

1. Halbfinale

Die Jurys

up Australien (Isaiah – Don’t Come Easy) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

up Tschechien (Martina Bárta – My Turn) gewinnt 5 Plätze (18 ↗ 13)

down Finnland (Norma John – Blackbird) verliert 2 Plätze (10 ↘ 12)

down Montenegro (Slavko Kalezić – Space) verliert 5 Plätze (11 ↘ 16)

Der kleine Australier in der viel zu großen Kleidung wird von den Juries ins Finale gehievt. Ob sie ihm damit unbedingt eine Freude gemacht haben, sehen wir später noch. Kupferanzug-Martina finden sie auch ganz toll, aber für sie reicht es leider nicht.

Die finnische Amsel mit der Magenverstimmung kann die Juries nicht überzeugen und wird von ihnen aus dem Finale gekickt. Auch der abgespacte Haarzopfhelikoptermann aus Montenegro kann sie irgendwie nicht betören. Unglaublich!

Doch hören wir mal, was

Das Publikum

so meint.

up Belgien (Blanche – City Lights) gewinnt 9 Plätze (13 ↗ 4)

up Polen (Kasia Moś – Flashlight) gewinnt 2 Plätze (11 ↗ 9)

down Georgien (Tamara Gatschetschiladse – Keep the Faith) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

down Tschechien (Martina Bárta – My Turn) verliert 6 Plätze (7 ↘ 13)

Das Publikum hat offenbar ein sehr großes Herz für verängstigte minderjährige Belgierinnen. Warum sie sie dann zwingen, im Finale noch einmal aufzutreten, versteht wohl niemand. Polen hingegen setzt nach 2014 offenbar zum zweiten Mal auf große Oberweite gepaart mit phallischer Symbolik, um dem Publikum Punkte zu entlocken – erfolgreich genug für den Finaleinzug.

Nicht so gut ergeht es hingegen Georgien und Tschechien: Sie werden vom Publikum unerbittlich in die unteren Ränge gekickt und dürfen das Finale nur von den billigen Plätzen aus mitverfolgen. Und wieder einmal sind sich Juries und Publikum uneins, ob der Tschechische Beitrag ins Finale gehört. Das häuft sich ja, gell.

Blicken wir geschwind auf das

2. Halbfinale

Die Jurys

up Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows) gewinnt 5 Plätze (9 ↗ 4)

up Österreich (Nathan Trent – Running on Air) gewinnt 7 Plätze (14 ↗ 7)

up Dänemark (Anja Nissen – Where I Am) gewinnt 6 Plätze (16 ↗ 10)

down Schweiz (Timebelle – Apollo) verliert 2 Plätze (10 ↘ 12)

down Estland (Koit Toome & Laura – Lost in Verona) verliert 8 Plätze (6 ↘ 14)

Die Juries finden Synchronschnipsen, den Mann im Mond und eine Frau mit kurzen Beinen geil. Dieses seltsame Fetischkonglomerat verschafft immerhin Österreich und Dänemark den Finaleinzug gegen den Willen des Publikums. Gekickt werden hingegen eine Wendeltreppe ins Nichts (knapp) sowie die touristische Erscheinung aus Estland (nicht ganz so knapp).

Das Publikum

up Ungarn (Joci Pápai – Origo) gewinnt 5 Plätze (7 ↗ 2)

up Rumänien (Ilinca feat. Alex Florea – Yodel It!) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

up Kroatien (Jacques Houdek – My Friend) gewinnt 5 Plätze (13 ↗ 8)

down Dänemark (Anja Nissen – Where I Am) verliert 5 Plätze (5 ↘ 10)

down Serbien (Tijana Bogićević – In Too Deep) verliert 1 Plätzle (10 ↘ 11)

down Malta (Claudia Faniello – Breathlessly) verliert 8 Plätze (8 ↘ 16)

Was sagen wir zu Ungarn? Genau:

DIE JURIES WOLLTEN RUMÄNIEN NICHT INS FINALE LASSEN! SCHAFFT DIE SCHÜRIES AB!!! EIN HOCH AUF DAS PUBLIKUM!!!

Oh, die Juries wollten Kroatien nicht ins Finale lassen. Behaltet die Juries! Buuh, Publikum!

Kurzbeinige Austro-Däninnen, pardon, Australio-Däninnen sind beim Publikum dagegen nicht so angesagt. Und weiße Kleider werden gnadenlos aus den Finalrängen gekickt, egal ob mit oberkörperfreiem Tänzer (Serbien) oder ohne oberkörperfreiem Tänzer (Malta).

Finalööö, Oh-oh!

Die Jurys

up Australien (Isaiah – Don’t Come Easy) gewinnt 16 Plätze (25 ↗ 9)

up Norwegen (Jowst feat. Aleksander Walmann – Grab the Moment) gewinnt 5 Plätze (15 ↗ 10)

up Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows) gewinnt 8 Plätze (19 ↗ 11)

up Vereinigtes Königreich (Lucie Jones – Never Give Up on You) gewinnt 5 Plätze (20 ↗ 15)

up Österreich (Nathan Trent – Running on Air) gewinnt 10 Plätze (26 ↗ 16)

down Zypern (Hovig – Gravity) verliert 7 Plätze (14 ↘ 21)

down Polen (Kasia Moś – Flashlight) verliert 10 Plätze (12 ↘ 22)

down Ukraine (O.Torwald – Time) verliert 7 Plätze (17 ↘ 24)

Erneut schieben die Juries den Jungen mit der Mundharmonika mit den viel zu großen Schuhen gegen den Willen des Publikums in die Top 10. Selbiges passiert mit den Kill-kill-kill-kill-Cyber-Norwegern.

Wer ist eigentlich dieser Wilson Philips, von dem alle Kommentatoren reden? Der erklärt jedenfalls offenbar, warum die Niederlande so gepusht werden. Oder liegt es doch an einer Vorliebe für Gold und Glitzer? Davon profitierte auch das Vereinigte Königreich. Die Österreichische Urheberrechtsverletzung schließlich bekommt von den Juries 93 Punkte und schiebt sich damit vor auf einen soliden Platz 16 – mehr Punkte gab es dann aber an jenem Abend nicht mehr für die Alpenrepublik1. Laterne, Laterne!

Nicht so geil finden die Juries offenbar eine neue Interpretation von Linedance (Zypern), Polinnen mit Hunden und einen

Höhöhöhö. Sie alle leiden unter der Jurywertung.

Doch kommen wir nun zum wichtigsten Akteur des gesamten Bewerbs: Menschen des Eurovisionsgebiets.

Das Publikum

up Moldawien (SunStroke Project – Hey Mamma) gewinnt 5 Plätze (8 ↗ 3)

up Belgien (Blanche – City Lights) gewinnt 5 Plätze (9 ↗ 4)

up Rumänien (Ilinca feat. Alex Florea – Yodel It!) gewinnt 7 Plätze (14 ↗ 7)

up Ungarn (Joci Pápai – Origo) gewinnt 9 Plätze (17 ↗ 8)

up Frankreich (Alma – Requiem) gewinnt 7 Plätze (19 ↗ 12)

up Kroatien (Jacques Houdek – My Friend) gewinnt 9 Plätze (22 ↗ 13)

down Australien (Isaiah – Don’t Come Easy verliert 5 Plätze (4 ↘ 9)

down Niederlande (O’G3NE – Lights and Shadows verliert 6 Plätze (5 ↘ 11)

down Vereinigtes Königreich (Lucie Jones – Never Give Up on You verliert 5 Plätze (10 ↘ 15)

down Österreich (Nathan Trent – Running on Air verliert 5 Plätze (11 ↘ 16)

down Dänemark (Anja Nissen – Where I Am verliert 7 Plätze (13 ↘ 20)

Die Juries haben zwar etwas gegen gute Laune, aber das Publikum lässt sich davon nicht beirren und schiebt Moldawien in die Top 3! Darauf ein Party-GIF.

In Eurovision Moldova, sax plays you!

Von der Partystimmung profitiert ebenfalls Belgien… OK, nein, aber das Publikum hat immer noch ein Herz für verängstigte Minderjährige. Party aber bei Jodel-Rumänien (Yodele yodeleioo), dem Ungarn, der sich extra fürs Finale mal ein anderes Jäckschen angezogen hat, der Französin mit Eiffelturm im Hintergrund (wenn auch nicht durchgehend) und dem Kroaten, dessen Frosch im Hals auch noch halbwegs singen kann. Bei den beiden erstgenannten reicht es sogar für eine Top-10-Platzierung. Yay! Yodel-yay.

In der Reihe der Beiträge, die durch das Publikum abgestraft werden, finden wir vor allem alte Bekannte. Australien, Niederlande und Vereinigtes Königreich haben Beiträge, bei denen die Meinungen von Jury und Publikum so stark divergieren, dass sie direkt in beiden Aufzählungen auftauchen – an dieser Stelle als Verlierer. Dass 0 Publikumspunkte Österreich nur 5 Ränge abstürzen lassen, ist ja eigentlich skandalös, gell. Und die australische Dänin hat es immer noch nicht in die Publikumsgunst geschafft, landet aber unfairerweise noch weit hinter ihrem Landsmann.

Fazit

Kommen wir zur Gretchenfrage:

Sven, was hältst du vom Gewinner?

Lassen wir hier eine Teilnehmerin sprechen:

Gut, das ist jetzt auch fies, auf einzelnen Frames sieht man selten gut aus.
Quelle: Internet

Es ist ja folgendermaßen: Lordi fand ich damals schrecklich, Loreen fand ich damals schrecklich, Måns Zelmerlöw fand ich damals schrecklich schleimig, Jamala fand ich damals schrecklich. An alle habe ich mich gewöhnt. Über den Sieg von Salvador Sobral mit diesem 30er-Jahre-Disney-Hintergrundgedudel habe ich mich ebenfalls herrlich aufgeregt. Aber auch daran werde ich mich voraussichtlich gewöhnen.

Bis zum nächsten Jahr läuft jedoch das hier in Dauerschleife:

  1. Ich sollte mal mein Synonymwörterbuch durch eine neuere Ausgabe ersetzen.

ESC-Plotmania 2017

Wäre ich einer dieser ominösen russischen Hacker, von denen man in letzter Zeit überall liest, hätte ich gemacht, dass der Trollbeitrag von Portugal gewinnt. Ich sag’s nur.

Auch in diesem Jahr hat die EBU direkt nach dem Finale die detaillierten Wertungen der beiden Halbfinals sowie des Finales veröffentlicht. Dabei haben sie das ganze in ein neues dynamisches shiny sparkling Interface gepackt. Leider haben sie dabei vergessen, dass Rohdaten das einzig Wahre sind. So durfte ich mir die Daten für meine Balkendiagramm-Skripte mühsam über eine komische API abfragen. Als dann auch noch die API meinte, Sonntags einen Ruhetag einlegen zu müssen, habe ich entnervt manuell die Tabellen aus dem shiny sparkling Interface kopiert.

Ey nerv nicht!

Positiver Nebeneffekt der ganzen Angelegenheit: Die Daten waren nun wieder im selben Format wie in den letzten Jahren. Die nächtlichen Skriptanpassungen hätte ich mir also sparen können.

Nun denn. Was sagen uns die Zahlen?

Blicken wir zunächst auf die Punkteverteilung im Finale, getrennt nach Jury- und Publikumspunkten.

Punkte im Finale, getrennt nach Televoting und Juries, sortiert nach Televoting.

Es fällt auf, das die ersten vier Plätze denen der reinen Televote-Reihung entsprechen. Während Portugal und Bulgarien etwa gleich viele Jury- wie Publikumspunkte erhalten haben, konnte bei Moldawien und Belgien die eher maue Jurywertung die gute Platzierung zum Glück nicht verhindern. Sehr oft sind sich Jury und Publikum aber nicht einig.

Spaßfakt: Nach dem bis 2015 eingesetzten System zur Punkteberechnung hätte Portugal 417 von 492 erreichbaren Punkten 84,7 % der maximal erreichbaren Punkte bekommen – und wäre damit in der ewigen Bestenliste nach maximal erreichbaren Punkten auf Platz 1 statt 10.

Das ist so, weil sich bei diesem Beitrag Juries und Publikum oft einig über eine hohe Punktzahl waren, was im alten System der Schlüssel zum Erfolg war.

Anderswo sieht es anders aus: Australien und Österreich, im Englischen gern verwechselt, machen hier auch noch ähnliche Dinge:

Nun sind wir auch seelisch bereit für einen Blick auf die Schlusslichternden dieses Abends: Deutschland und Spanien.

An mehreren Jurypunkten ist Deutschland ganz knapp vorbeigeschrammt – nicht einmal das kann man bei Spanien sagen. Die haben lediglich die Mitleidspunkte von Sieger und Nachbarstaat Portugal.

Apropos Mitleidspunkte: San Marino im 2. Halbfinale.

Ist das der Siegelbonus? Man weiß es nicht.

 

Was auch noch geht: Vergleichen, wie die sich die Einsortierung eines Beitrags durch die einzelnen Jurymitglieder vom Halbfinale zum Finale hin verändert. Belgien scheint da großflächig einen Schub verpasst bekommen zu haben. Wenn man mal Albanien D ignoriert.

(Irgend ein Wortwitz mit City Lights)

In der nächsten Woche folgt dann sicher noch die Analyse, welche Beiträge von Jury- oder Publikumswertungen profitiert haben. Bis dahin gibt es hier schon einmal die geballte Ladung Grafiken:

escplots2017.zip

Viel Spaß damit.

 

ESC 2016: Jury vs. Publikum

Wie schon 2013, 2014 und 2015 wollen wir auch dieses Jahr einen Blick auf die detaillierten Ergebnisse des Eurovision Song Contest 2016 werfen und uns zwei Fragen widmen: Wer wurde von den Jurys abgestraft und vom Publikum nach vorn gevotet? Und bei wem ist es umgekehrt?

Das ganze funktioniert trotz neuem Voting-System immer noch. Es macht sogar etwas weniger Arbeit, da die Reihenfolgen von Jury und Publikum nicht erst verwurschtelt werden.

Die willkürlich gewählte Grenze für „signifikante“ Verschiebungen liegt abermals bei 5 Punkten, denn das haben wir schon immer so gemacht. Zusätzlich werden die Beiträge betrachtet, bei denen auch geringere Verschiebungen Auswirkungen auf ihr Fortkommen im Bewerb hatten.

Zur Erläuterung: Im Abschnitt „Die Jurys“ betrachten wir, wie das Juryvoting sich auf die Endplatzierung eines Beitrags im Vergleich zum reinen Publikumsvoting ausgewirkt hat. Im Abschnitt „Das Publikum“ hingegen betrachten wir, wie sich die Endplatzierung eines Beitrags durch das Publikumsvoting verbessert/verschlechtert hat im Vergleich zur Platzierung im Juryvoting.

Beginnen wir beim

1. Halbfinale

Die Jurys

up Malta (Ira Losco – Walk on Water) gewinnt 6 Plätze (9 ↗ 3)

down Österreich (ZOË – Loin d’ici) verliert 5 Plätze (2 ↘ 7)

down Bosnien und Herzegovina (Dalal & Deen feat. Ana Rucner & Jala – Ljubav je) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

Die schwangere Maltesin im Goldkleid ist ja bekanntermaßen Juryliebling, während der Beitrag auf Französisch überraschenderweise vor allem beim Publikum gut ankommt. Die Jury hätte ihn noch auf einen undankbaren elften Platz gesetzt.

Der Stacheldraht-Beitrag aus Bosnien und Herzegovina mit obligatorischem Rap-Part wird aber dank schlechter Jurywertung gekickt.

Das Publikum

up San Marino (Serhat – I Didn’t Know) gewinnt 5 Plätze (17 ↗ 12)

down Tschechien (Gabriela Gunčíková – I Stand) verliert 5 Plätze (4 ↘ 9)

down Montenegro (Highway – The Real Thing) verliert 3 Plätze (10 ↘ 13)

I-want-to-sleep-with-you-tonight-flüster-Serhat bekommt deutlich mehr Sympathie vom Publikum als von den Jurys. Das reicht aber nicht fürs Finale.

Gabriela Gunčíková hingegen schafft trotz Klatsche vom Publikum den ersten Finaleinzug überhaupt für Tschechien. Das dürfte daran liegen, dass ihr Lied sich vom Band besser anhört als live. Ginge es nur nach dem Publikum, wäre sie mit Platz 12 im Halbfinale rausgeflogen.

Von Montenegro weiß ich nur noch, dass sie bei weitem nicht an den letztjährigen Beitrag rankamen. Zurecht rausgeflogen.

Nun auf zum

2. Halbfinale

Die Jurys

up Israel (Hovi Star – Made of Stars) gewinnt 9 Plätze (16 ↗ 7)

down Mazedonien (Kaliopi – Dona) verliert 3 Plätze (8 ↘ 11)

down Weißrussland (Ivan – Help You Fly) verliert 3 Plätze (9 ↘ 12)

Irgendwas hat der Sternsinger mit den Jurys gemacht. Oder er hatte Pech und zwei sehr schlechte Live-Auftritte. Dieses Ge-fanboy-e und Ge-fangirl-e bei den Jurys ist nicht anders zu erklären.
Pech haben Mazedonien und Weißrussland: Donut-donut-donut und der nackerte junge Mann, der mit Wölfen und sich selbst auf der Bühne steht, rutschen durch die Jurywertung unten raus. Leider!

Das Publikum

up Polen (Michał Szpak – Color of Your Life) gewinnt 9 Plätze (15 ↗ 6)

down Slowenien (ManuElla – Blue and Red) verliert 4 Plätze (10 ↘ 14)

Jetzt singen sie schon über Farben. Was kommt als nächstes – das Wetter?1. Publikumsliebling Michał Szpak fragt, ManuElla antwortet – er kommt ins Finale, sie nicht.

Nun aber auf zu den richtig großen Zahlen.

Finalöööö

Ein Wort: Hilfe.

Die Jurys

up Belgien (Laura Tesoro – What’s the Pressure) gewinnt 6 Plätze (16 ↗ 10)

up Malta (Ira Losco – Walk on Water) gewinnt 10 Plätze (21 ↗ 11)

up Niederlande (Douwe Bob – Slow Down) gewinnt 5 Plätze (17 ↗ 12)

up Israel (Hovi Star – Made of Stars) gewinnt 8 Plätze (22 ↗ 14)

down Polen (Michał Szpak – Color of Your Life) verliert 5 Plätze (3 ↘ 8)

down Österreich (ZOË – Loin d’ici) verliert 5 Plätze (8 ↘ 13)

down Aserbaidschan (Samra – Miracle) verliert 5 Plätze (12 ↘ 17)

down Serbien (ZAA Sanja Vučić – Goodbye (Shelter)) verliert 7 Plätze (11 ↘ 18)

down Ungarn (Freddie – Pioneer) verliert 5 Plätze (14 ↘ 19)

down Zypern (Minus One – Alter Ego) verliert 6 Plätze (15 ↘ 21)

Ein Schlachtfest. Beginnen wir mit den „positiven“ Dingen: Malta mit Baby und der Sternsinger werden erneut mächtig von den Jurys gepusht, außerdem gibt’s Bonuspunkte für 10 Sekunden Pause (Niederlande) und einen Beitrag, der beim Junior Eurovision Dance Contest besser aufgehoben wäre (Belgien).

Dann wird wieder versucht, den guten Michał Szpak aus Polen abzuwerten – das klappt aber nicht so gut. Unter den Jurys leiden müssen ebenfalls wieder Österreich, Aserbaidschan (siehe nächster Absatz), Lakritz-Kleid-Serbien, der Freddie aus Ungarn mit dem kleinen Kopf, und Zypern. Deren Käfige hatten die Jurymitglieder wohl zu sehr daran erinnert, was mit ihnen passiert, wenn sie ihre Punkteabgabe periscopen.

Zurück zu Aserbaidschan: Das Lied gabs schonmal, aber in gut. Guckstu:

Das Publikum – Hype for Poland

up Polen (Michał Szpak – Color of Your Life) gewinnt 17 Plätze (25 ↗ 8)

Entschuldigen Sie, aber ich muss kurz was loswerden: klick

up Österreich (ZOË – Loin d’ici) gewinnt 11 Plätze (24 ↗ 13)

up Serbien (ZAA Sanja Vučić – Goodbye (Shelter)) gewinnt 5 Plätze (23 ↗ 18)

down Malta (Ira Losco – Walk on Water) verliert 7 Plätze (4 ↘ 11)

down Israel (Hovi Star – Made of Stars) verliert 6 Plätze (8 ↘ 14)

down Georgien (Nika Ko­scharow & Young Georgian Lolitaz – Midnight Gold) verliert 6 Plätze (14 ↘ 20)

down Spanien (Barei – Say Yay!) verliert 6 Plätze (16 ↘ 22)

down Vereinigtes Königreich (Joe and Jake – You’re Not Alone) verliert 7 Plätze (17 ↘ 24)

Für Polen beträgt der Unterschied zwischen Jury- und Publikumsplatzierung 22 Plätze. 22! Die Zahl ist so groß, dass ich sie nicht einmal ausschreiben muss. Bei 26 Teilnehmern! Großartigst, wie Polen einfach ohne Jurypunkte in die Top 10 kommt.

Mit Österreich und Serbien haben wir uns ja schon beschäftigt: Das Publikum mag Französisch und Lakritz.

Das gleiche gilt für Malta und Israel. Statt uns einen neuen Wortwitz mit Gold, Sternen oder schwanger auszudenken, wollen wir an dieser Stelle kurz überlegen, was hier passiert ist. Mein Eindruck: Die Lieder wirken erst richtig, wenn man sie ein paar Mal angehört hat. Etwas, was die Mitglieder der Jurys hoffentlich standardmäßig tun, das ESC-Publikum aber vor der Abstimmung eher selten. Daher dieser große Unterschied zwischen der Einschätzung des Publikums und der der Jurys.

Nun zu Georgien. Es beruhigt doch etwas, dass dieses Videoeffekt-Brimborium beim Publikum nicht so gut ankommt. Der Beitrag als solcher ist fast so schlecht wie der georgische Beitrag von 20142. Außerdem hat die Band die Lolitaz vergessen! Oder ist das Kunst? Da waren sicher einige enttäuscht.

Barei sagt wohl eher „Nay!“3, und das mit dem nicht alleine sein hat Aram Mp3 für Armenien ebenfalls 2014 bereits besser besungen.

Fazit

Dass Deutschland oben nicht auftaucht, hat einen einfachen Grund, auf den ihr sicher selbst kommt 😉

Was den Siegertitel angeht: Da haben die Jurys dem Publikum den Favoriten weggeschossen, und das Publikum hat den Jurys den Favoriten weggesnipert. Was übrig blieb, war die Ukraine: Bei beiden auf Platz 2, und nun Gesamtsieger.

Es lässt sich konstatieren, dass die Meinungen von Jurys und Publikum divergieren wie bisher. Dank der neuen Punkteberechnung sieht das Endergebnis dann aber anders aus. Warum fünf Hanserln pro Land 50 % der Punkte ausmachen sollen, bleibt unklar.

  1. Thunder and lightning, it’s getting exciting!
  2. Nein, bitte nicht googeln. Ernstlich!
  3. Ein Euro in die Wortwitzkasse!