DkW | Kapitel 9: Urnen und Zubehör

Sven Zemanek hat an der Uni Bonn fünf Jahre lang Wahlen zum Studierendenparlament organisiert. Damit nachfolgende Generationen von dieser Erfahrung profitieren können, entsteht die Artikelserie „Die kleine Wahlleiter“.

Was wäre eine Urnenwahl ohne Urnen! Keine Urnenwahl jedenfalls.

Jedes Wahllokal bekommt zwei Urnen. In der einen Urne landen die Stimmzettel der Studierendenparlamentswahl1, in der anderen Urne landen die ganzen Gremienstimmzettel. Das bedeutet: Es werden ganz schön viele Urnen benötigt.

Zum Glück braucht die Stadt Bonn regelmäßig noch viel mehr Urnen und hat eine Lagerhalle am Stadtrand, in der diese alle lagern. Die Universität bekommt von der Stadt die gewünschte Anzahl ausgeliehen, stets mit dem Hinweis versehen, dass die Urnen nicht beklebt werden dürfen und tippi-toppi-sauber wieder zurückgebracht werden müssen.2 Netterweise kümmert sich die Wahlleitung der Gremienwahlen um die Kommunikation mit der Stadt, lediglich beim Hin- und Rücktransport der Urnen wird die Hilfe des studentischen Wahlausschusses gern gesehen.

Was ist eigentlich eine Urne? Im Fall der Bonner Hochschulwahlen ein hüfthoher grauer Kasten aus Hartplastik und Metall, versehen mit seitlichen Griffen und einem Deckel, in dem ein ca. 5 mm breiter Schlitz ist. Der Witz an einer Urne ist, dass man sobald sie versiegelt ist nur noch Dinge in sie hinein tun, aber bis zur Auszählung nichts mehr herausholen kann, ohne dass es auffällt.

Apropos Versiegelung:

Urnenversiegelung

Bei der Urnenversiegelung werden die Urnen versiegelt. Die Urnenversiegelung findet üblicherweise am Freitag vor der Wahlwoche statt: Möglichst spät, um den Gefährdungszeitraum für die Urnen klein zu halten, aber nicht mehr in der Wahlwoche, weil dann hat man weiß Gott Besseres zu tun. Die Urnenversiegelung ist öffentlich, um die Überprüfbarkeit der Wahl zu gewährleisten. Deshalb sollte der Termin auch an geeigneter Stelle öffentlich angekündigt werden, zum Beispiel in der Wahlzeitung und/oder auf der Wahlen-Webseite. Ansehen wird sich dieses Event vermutlich trotzdem niemand.

Die Versiegelung einer Urne läuft folgendermaßen ab:

  • Man überzeugt sich mindestens zu zweit davon, dass die Urne leer ist,
  • legt den Urnendeckel auf,
  • bringt an der Rückseite die Bleiplombe an (Blei ist giftig, Handschuhpflicht!)
  • versieht den Deckel und die Plombe mit insgesamt 4 Siegeletiketten,
  • versiegelt den Einwurfschlitz je nach Abmessungen mit einem oder zwei Siegeletiketten so, dass nichts eingeworfen werden kann und
  • hält die Versiegelung mit den Unterschriften der Beteiligten im Urnenbuch fest.

Versiegelte Urne (schematisch), Ansicht von oben. Der Deckel kann von vorn in die Nut hineingeschoben werden und wurde mit den Siegeln (rot) und der Plombe an der Rückseite fixiert.

Die Urne ist jetzt wahlfertig. Der Vorgang wird für die Urnen aller Wahllokale wiederholt. Das lässt sich bei genügend Personen auch gut parallelisieren.
Es gibt außerdem drei Ersatzurnen, die entweder sofort versiegelt werden können, oder wenn sie während der Wahlwoche benötigt werden (z.B. wenn eine Urne zu schwer wird).

Die Gremienwahlen versiegeln ihre Urnen ebenfalls, allerdings üblicherweise lediglich mit der Bleiplombe und den Siegeln auf dem Einwurfschlitz.

Profis stellen die Urnen direkt nach Wahllokalnummer sortiert in einem Halbkreis o. Ä. auf. So findet man eine bestimmte Urne bei Bedarf schnell.

Zubehör

Mit Urnen allein kann man noch niemanden wählen lassen. Jedes Urnenpaar wird von einer Kiste begleitet, die die benötigten Materialien enthält. Dazu gehören (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  • Urnenbuch*
  • Strichliste Gremienwahlen
  • Negativliste
  • Stimmzettel Gremien
  • Stimmzettel SP-Wahl*
  • Siegelplaketten*
  • Abdeckungen Urnenschlitze SP + Gremien
  • Lochzange
  • Wahlhelferbelehrung
  • Wahlzeitungen*
  • Kugelschreiber (Mindestens 2 Farben)
  • Klebeband
  • Lineal
  • Wahllokalplakate
  • Telefonliste
  • Sichtblende3

Die meisten dieser Materialien sowie die Kisten werden üblicherweise von der Wahlleitung der Gremienwahlen erstellt bzw. besorgt, lediglich für die mit einem * versehenen Dinge ist der Wahlausschuss zuständig. Das heißt auch, dass rechtzeitig eine hinreichend große Zahl an Wahlzeitungen vor der AStA-Verteilung „gerettet“ werden sollte.

Die versiegelten Urnen stehen nun mit ihrem Material das Wochenende über im abgeschlossenen Wahlbüro4 und warten auf ihren Einsatz in der Wahlwoche.

  1. und ggf. auch die Urabstimmungszettel
  2. Holt man die Urnen ab, sind sie meist beklebt und verschmutzt 🤷
  3. Die Sichtblende passt allerdings nicht in die Kiste, sondern steht daneben.
  4. Im gemeinsamen Wahlbüro für die Wahlwoche, üblicherweise ein großer Raum im Uni-Hauptgebäude